04. Juni 1977 in Jekaterinburg; Russland.
Wie auch der Rest seines Lebens, verläuft die Geburt des ersten Sohnes der Familie Volkov blutig, schmerzhaft und ohrenbetäubend. Unter lauten Schreien und starken Wehen, gebärt die 19-Jährige Anushka ihren Sohn Timur den sie nach dem Großvater ihres Gatten Artjom benennt. Das Spektakel gleicht einem Massaker und doch hält die frisch gebackene Mutter am Ende ihrer Folter ihr Kind mit einem Glück erfüllten Lächeln in den Armen. Auch Artjom war so stolz, dass er trotz seiner sonst sehr strengen und harschen Charakterzüge einen Freudentanz hinlegte, bevor man ihm seinen Sohn reichte und er den blutverschmierten Jungen stolz seiner Verschwandtschaft präsentierte. Alles in einem schien das Glück dieser Familie nun vollkommen zu sein; doch wir vergessen hier, dass es um die Familie Volkov geht. Die Mischung aus Machtgier und Workaholic machte Artjom Volkov zu dem Mann, der er zum Zeitpunkt der Geburt seines ersten Sohnes war. Zuerst als einfacher Rechtsanwalt in einer Kanzlei angefangen, arbeitete er sich binnen kürzestes Zeit an die Spitze. Um sein Ziel zu erreichen war ihm jedes Mittel recht; ob er nun die richtigen Männer bedrohen oder einfach nur bezahlen musste war dabei völlig irrelevant. Jahre später folgte auch schon das zweite Kind, ein weiterer Bursche, weshalb das Geld, das er zu diesem Zeitpunkt verdiente, mehr als notwendig war. Doch selbst als es danach aussah, dass die Grenze erreicht wurde, war dem gebürtigen Russen dies nicht genug. Für Artjom war das streben nach mehr die Erfüllung seines Lebens - lediglich mit seiner Frau gab er sich vollends zufrieden und war hinsichtlich dessen ein treuer und ehrenvoller Mann. Kurz nach dem zweiten Kind folgte auch schon ein weiteres und letztes. Dieses mal handelte es sich allerdings um ein Mädchen, das von ihren großen Brüdern so fest ins Herz geschlossen wurde, dass sie sich bis heute für sie vor die Kugel werfen würden. Weit hergeholt möchte man meinen, doch angesichts dessen womit Timur sich heutzutage beschäftigte, war der Beschuss der Familie kein abwegiges Szenario. Während er im Alter von 14 Jahren mit seinem Bruder und seinen Freunden Räuber und Gendarm spielte, wurde knapp 7 Jahre später aus einer einer netten Rauferei purer ernst. Sich das Vorbild seines Großvaters genommen, der einst im Vietnam Krieg gedient hatte, meldete er sich beim Militär und ließ sich dort zum Soldaten ausbilden wo er anschließend einen Posten mitten im Kriegsgebiet in Afghanistan beantragte.Genau wie sein Vater schien der junge Mann mit dem Kopf durch die Wand an sein Ziel gelangen zu wollen, und möglichst schnell zu beweisen, was er drauf hatte um sich damit den Respekt seines Umfelds zu verdienen. Zu seinem Unglück geriet er dabei mit seiner Truppe in Gefangenschaft der Al-Qaida, wo er 3 Wochen die schlimmsten körperlichen und psychischen Qualen durchleben musste, die man sich nur vorstellen kann. Wie durch ein Wunder gelingt es ihm jedoch sich am Tage seiner Hinrichtung zu befreien und dabei die Wache zu überlisten. Seine übrig gebliebenen Kameraden befreit, stürmten sie den rund 20 Mann besetzten Außenposten und kamen als Helden zurück in ihr Lager. Anders als jedoch erwartet, gab es keinerlei Beförderung oder Anerkennung für den geleisteten Dienst den Timur erbracht hatte - schließlich waren sie dennoch Gefangene gewesen. Ein Schulterklopfen, bezahlter Urlaub und ein "mit der Zeit kommt der Ruhm" wurde der junge Russe schließlich nach Hause geschickt. War er früher schon auffällig in der Schule gewesen, so konnte man sich auf ein riesiges Massaker gefasst machen nachdem der enttäuschte Junge in seine Heimat zurück gekehrt war. Aus Frust in einer Bar betrunken, schlug er sich schließlich mit einigen anderen die sich über einen jungen Mann lustig machten. Nicht, dass er etwas mit ihm zu tun hatte, doch es war Grund genug für ihn die Fäuste zu schwingen. Im Eifer des Gefechts jedoch, erschlug er einen der Männer zu Tode, weshalb er daraufhin im Gefängnis landete. Der einstige Soldat der es weit nach oben schaffen wollte, hatte nun den Spott seiner Kameraden an sich kleben, weil er wegen Totschlags hinter Gitter saß. Obwohl die Familie genügend Geld hatte, war es nicht genug gewesen um ihren Jungen frei zu kaufen. Also sah er seine Geschwister und Eltern alle 4 Wochen hinter einem Glas, wo er durch die Sprechanlage mit ihnen kommunizieren konnte. Timur bereitete sich auf sinnlose 6 Jahre vor, als wenige Wochen nach seiner Verhaftung der junge Mann aus der Bar, für den er sich geschlagen hatte, vor ihm saß und als Gast mit ihm sprechen wollte. Er bedankte sich für seinen Einsatz und entschuldigte sich doch tatsächlich dafür, dass er nun wegen ihm hinter Gittern saß. Während eines langen Gesprächs erfuhr er schließlich, dass der Junge vor ihm Drogen verkaufte und die Männer, mit denen er sich geschlagen hatte, einer Gang angehörten - dies war die Geburt einer neuen Ära in Timurs Leben. Vergeblich hatte er den Respekt bei Vorgesetzten gesucht; nun wollte er sein eigener Boss sein. Er schlug dem Jungen, der sich als Feliks vorstellte, vor, für ihn zu arbeiten und Drogen ins Gefängnis zu schmuggeln. Obwohl sein Gegenüber zuerst skeptisch zu sein schien, willigte er schließlich des Profites wegen ein. Innerhalb der nächsten 2 Jahre hatte sich Timur einen Namen sowohl im Gefängnis als auch Außerhalb gemacht, als er erfuhr, dass seine Eltern brutal im eigenen Haus erschossen wurden und seine Schwester nur knapp, dank seines Bruders, überlebt hatte. Es stellte sich heraus, dass es die Gang war dessen Mitglied Timur einst betrunken erschlagen hatte und sie sich nun endlich dafür gerächt hatten. Wutendbrannt schloss sich nun auch sein kleiner Bruder seiner aufkeimenden Organisation an, obwohl Timur wegen seines Alters zunächst strikt dagegen war. 4 Jahre später, genau zu seinem 28ten Geburstag, roch er endlich wieder den süßen Duft der Freiheit. Keine 12 Stunden später stand er jedoch mit einigen Anhängern und voll bewaffnet vor der Tür der Gang, die seine Eltern ermordet hatte, und schoss diese nieder. Somit hatte er nicht ein mal 24 Stunden nach seiner Entlassung über 10 weitere Morde begangen, und weitere, für die seine Männer verantwortlich waren. Dieser Rachezug sorgte für Aufregung in der kriminellen Szene und zudem für Ehrfurcht. Es war vielleicht nicht der Respekt, den er ursprünglich haben wollte, doch Timur hatte dennoch irgendwie sein Ziel erreicht. Die Leute schauten zu ihm auf und er hatte die Zügel selbst in der Hand..
Jekaterinburg war ein guter Anfang um eine aufstrebende Organisation anzuführen, doch genau wie sein Vater hatte er dieses Bedürfniss nach mehr. Russland war nicht genug. Der Export illegaler Substanzen, zu denen Drogen, Waffen und mittlerweile sogar Menschen gehörten, boomte nicht genug. Er brauchte einen Außenposten und entschied sich schließlich für New Jersey. Mit seinen Geschwistern im Gepäck, und einem Wörterbuch das sie in und auswendig gelernt hatten, besorgte sich Timur vor einem Jahr eine Unterkunft über einem stilvollen Club zu dem eine Bühne gehört. Anders als in den Nachtclubs der Stadt, wollte Timur seine Geschäfte an einem Ort abwickeln, an dem man in Ruhe eine Zigarre rauchen, Whiskey trinken und, neben der Band Queen, die Musik seiner Heimat hören konnte.

Du warst und bist bis heute die Prinzessin der Familie - das bedeutet allerdings nicht, dass du hochnäsig oder arrogant bist. Du möchtest zwar einen gewissen Standart beibehalten, doch du bist keineswegs ein typisches, verzogenes Gör. Nach dem Tod unserer Eltern, und den eigenen knapp durch unseren Bruder vermieden, wurde dieser zu deinem Vormund da ich zu dieser Zeit noch hinter Gittern saß. Trotz meines kriminellen Aufstiegs, verschlechterte sich unser Verhältnis nur minimal - immerhin warst du stets gegen Gewalt und allem was damit zu tun hatte. Dennoch hättest du uns niemals verraten. Da du mit meinem Bruder der einzige verbliebende Teil unserer Familie bist, beschütze ich dich seither mit ihm noch härter als zuvor. Man dürfte in deine Anwesenheit meinen, dass du ein Promi bist..
Etwas besonderes bist du allerdings tatsächlich; du bist wohl das einzige lebende Wesen gegen das ich noch nie meine Hand erhoben habe.

Wir schreiben den 7. Februar im Jahre 1985.
Dies ist der Tag an welchem seinen Erzeugern erstmals richtig bewusst wurde, was sie angerichtet haben. Es begann schleppend und zeigte sich zunehmend deutlicher. Das Paar war überfordert, unverkennbar und doch wollten sie es sich und auch sonst niemandem zugestehen. Um Hilfe zu bitten hätte wohl sowas wie einen gesellschaftlichen Arschtritt für sie bedeutet, welchen sie keinesfalls in Kauf nehmen wollten. Der Aussenwelt wurde das Bild einer perfekten Familie vermittelt, solange sie dazu im Stande waren, während sich hinter der Fassade Dinge abspielten, welche für den kleinen Cain altbekannter Alltag wurde. Er würde es nicht wagen diese Personen als seine Eltern zu bezeichnen, den das waren nie und würden sie auch nie sein. Es mag sein das sie es auf rein Biologischer Ebene sein sollen und doch entwickelte sich zwischen ihnen und dem jungen Mann nie sowas wie ein emotionales Band. Cain Elijah Reese war schon immer ein eher schweigsamer Junge, hielt sich zurück und wusste sich selbst zu beschäftigen, um nicht hinsehen zu müssen. Er sah weg, wenn sich die beiden erneut eine Spritze setzten und sprach auch mit niemandem darüber. Wem hätte er es auch erzählen sollen?
Erst mit fünf Jahren änderte sich nochmals einiges. Der Dunkelhaarige bekam eine Schwester und doch hatte dies Ecken und Kanten, so schön es auch sein mochte. Während siena, kombiniert mit Cain, seinen Eltern den letzten Rest gab und sie endgültig zur Drogensucht trieb, war das frisch geschlüpfte Küken für Cain sowas wie ein Hoffnungsschimmer. Auf einmal hatte es einen guten Grund weshalb er jeden Morgen früh aufstand und sich von seiner besten Seite zeigte. Er hatte jemanden um denn er sich kümmern konnte und tat dies mit seiner ganzen Energie. Kaum wuchsen die beiden heran, nahm Cain seine kleine Schwester im Schlepptau stets mit sich und zeigte ihr alles was er gelernt hatte. Es folgte die Schulzeit, welche mit vielen Komplikationen verbunden war und doch von beiden absolviert wurde. Kompliziert wurde es erst als Cain die Volljährigkeit erreichte und direkt ausziehen wollte. Siena mitzunehmen wäre nicht möglich gewesen und so hiess es weitere fünf Jahre zu warten, bis auch sie soweit war und sie gemeinsam das Appartement verlassen konnten in welchem sie Gross geworden sind.

Zusammen zogen Siena und Cain schliesslich nach Seattle wo sie sich vorübergehend niederließen und der junge Mann erstmal ordentliche Arbeitsschichten schob, um genug Geld zusammen zu kratzen. So lebten sie Seite an Seite und zogen das auch ein paar Jahre hintereinander durch, ehe der gebürtige Amerikaner sich dazu entschied Seattle zu verlassen und ein Jobangebot in New Jersey, Philadelphia anzunehmen. Damals war er gerade Achtundzwanzig geworden und löste sich zum ersten Mal seit ihrer Geburt von der Seite seiner kleinen Schwester, welche unterdessen fest genug auf eigenen Beinen stehen konnte.

New Jersey war ein neuer Lebensabschnitt für ihn. Den Job angenommen und bald eine eigene Autowerkstatt auf die Beine gestellt, jobbt Cain nach wie vor nebenbei als Barkeeper und verdient mit beiden Jobs zusammen genug Geld, um sich ein schickes Appartement leisten zu können. So lebte er erstmal friedlich und blieb seinem ruhigen und brummenden Charakter treu. Er mag nicht der gesprächigste sein und vielleicht dennoch zu direkt, trotzdem pflegt er einen angenehmen Umgang mit seinen Kunden und hat sich in der Stadt bereits einen Namen machen können mit seiner Garage. Allerdings durchlief er vor wenigen Monaten den schmerzvollen Prozess einer Trennung, die ihm nur deshalb so schwerfiel, da seine Ex doch tatsächlich den gemeinsamen Hund mitgenommen hat. Traurig, oder? Sie hätte er gerne mit einem Schild angeschrieben und auf die Strasse gestellt. So a la «Gratis zum mitnehmen…». Nichts desto trotz suchten sie sich also wieder getrennte Wohnungen, woraufhin Cain gerade erst in ein schickes Apartment gezogen ist, in welchem er erst noch richtig ankommen muss. Da seine Arbeit nun allerdings noch näher liegt, zählt das mit zu den positiven Dingen die das Jahr bisher mit sich gebracht hat. Wie es weitergeht, wird sich zeigen.

Du kannst meiner Story entnehmen wie dein Leben bis zu einem gewissen Punkt verlaufen ist, allerdings trennten uns unsere Wege vor ca. 5 Jahren als ich nach New Jersey gezogen bin. Ab da, hast du freie Hand wie und wo sich dein Dasein abspielte. Ich hätte mir nun vorgestellt, dass du gerade erst vor kurzem nach New Jersey nachgezogen wärst, ohne mir Bescheid zu geben, selbst wenn wir noch immer in engem Kontakt stehen. Aus welchem Grund, kannst du dir selbst ausdenken, ansonsten finden wir bestimmt gemeinsam was. Du hast freie Hand wenn es darum geht wie deine Geschichte weitergeht oder was du treibst. Einzig alleine die Tatsache, dass ich dein grosser Bruder bin, kannst du nicht ändern.